Petro Ryaska: Ich strebe danach, das Ungewöhnliche in der gewöhnlichen Welt zu finden. |
Natalya Tarnay: Bei der Suche nach mir selbst wende ich mich immer an die Kunst; es ist verwunderlich, aber sie hat Antworten auf eine Unmenge von Fragen. |
Serhiy Zavadyak: Es gibt keine vergangene Kunst, genauso wie es keine zukünftige Kunst gibt; es gibt nur eine Kunst und sie ist ewig. |
Mykhaylo Haza: Ich kann nicht ruhig existieren, ohne die schöne, mich umgebende Welt auf der Leinwand darzustellen. Es ist eben die schöpferische Unruhe, die die Energie zum Schaffen erzeugt. |
Albina Tabaka: Die Kunst ist die Existenz des Künstlers. |
Olexandra Tokareva: Mir gefällt die Aussage von Pablo Picasso: „Ich beginne mit einer Idee, und danach wird noch mehr daraus …“ |
Anatoliy Brenzovych: Mein Credo ist: ewige Suche. |
Anton Varha: Das Schaffen im Raum der Konturen ist das Beispiel für das Schaffen im Hier und Jetzt. Das sind unsere Wirkungen und unser Ursprung. |
Danylo Kovach: Was ist meine Kunst? Vor allem ist es die Freiheit: die Entdeckung der Freiheit und der Weg zu ihr. |
Emma Tremba: Egal ob es Pinsel oder meine Hände sind, das Wichtigste ist Freiheit und Empfindung. |
Liliya Kopolovets: Die Kunst bereitet Genuss, gebiert neue Gefühle. Sie ist ein sehr ausgelesenes Menü, mit feinem Geschmack und nicht für alle verständlich. |
Vasyl Brenzovych, jun.: Die künstlerischen Gesetze nutzend, versuche ich diese in der Natur aufzusuchen; das Wesen der Natur ist das Leben selbst.
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Die Kunst ist ein Raum, in dem man immer wieder etwas schon Dagewesenes erfinden kann. Es liegt an dem „Anderen“, an der Fähigkeit, das zu finden, was von allen nicht bemerkt und/oder nicht gehört wurde. Man kann bei der Suche nach neuen Formen die ganze Spirale der kulturellen Evolution der Menschheit empfinden und neu erleben. Indem auf alles Überflüssige, Unnötige und Zweitrangige verzichtet wird, predigt der Kreis der jungen Künstler aus dem Transkarpatengebiet heute die künstlerische Freiheit. Vereinigt durch die Grundlagen unserer Heimattraditionen oder durch die an Umfang zunehmenden modernen Tendenzen der Malerei illustrieren ihre Werke den Weg zur Selbsterkenntnis, zur Fähigkeit, die Gesetze dieser Welt aufs Neue zu entdecken.
Da die Erziehung der Jugend in den vergangenen Jahren durch die Abwesenheit des schweren Erbes der sowjetischen Vergangenheit gekennzeichnet war, lernten viele junge Menschen den offiziellen – d. h. den traditionellen – Kunstraum Transkarpatiens kennen. Als Schmiede junger Talente kann man heute das Transkarpatische Kunstinstitut bezeichnen. Der Traum des Gründers der transkarpatischen Malereischule, Adalbert Erdeli, im Lande eine Akademie der Künste zu schaffen, wurde 2003 verwirklicht – 50 Jahre nach Erdelis Tod. In den Reihen der an diesem Institut studierenden jungen Menschen wächst eine neue Generation junger Meister heran, die auf die Wiedergabe der Wirklichkeit unter den Bedingungen einer sich ständig verändernden Gegenwart fokussiert ist.
In den Werken der jungen Künstler klingt immer tiefer das Thema des Menschen im Allgemeinen und des vergesellschafteten Menschen im Besonderen an. Das ist kein postmodernes Spiel mit dem Beigeschmack des Gewünschten. Vielmehr zeigt sich darin das Interesse an der Vielfältigkeit des Menschen und es wird eine oppositionelle Haltung deutlich, mit der sich die jungen Künstler auf die Suche nach Ganzheit machen. Unter den auf der Leinwand wiedergegebenen Figuren kommen auch solche vor, die marginal, verzweifelt oder gar wie Bohemiens wirken bzw. mittels einer gebogenen Strichführung verzerrt sind (N. Tarnay und A. Varha).
Die jungen Künstler tendieren zur Transformation der Gestaltungsmittel und des Stils (P. Ryaska, L. Kopolovets und S. Zavadyak). Sich der veränderlichen Farbgestaltung ihrer Vorgänger bedienend, suchen sie ohne nostalgische Trauer die adäquate Wiedergabe der Idee der Schaffung des künstlerischen Raumes. Die schöpferische Jugend strebt nach lakonischen Formen (A. Varga, B. Suprunjuk und P. Riaska).
Die Ausstrahlung der Farben schafft ein Gefühl der Offenheit (D. Kovach und N. Tarnay). Der Betrachter fühlt sich als Gefangener einer nicht vorhersagbaren Wirklichkeit; das einzige Verbleibende ist der Raum, der das Reale und Nichtreale miteinander verbindet (D. Kovach, B. Suprunjuk und I. Kopolovets). Die Überschwänglichkeit der nichtfigürlichen Malerei, die sich auf den Leinwänden der Künstler entfaltet, ist der Selbstkontrolle entzogen, die Form wird vernichtet oder man bewegt sich auf dem Weg zu ihrer Entstehung.
Allerdings strebt nicht jede schöpferische Persönlichkeit danach, den Zuschauer mit Exotik, mit Innovationen oder mit Metaphysik zu überraschen. Die Anhänger der traditionellen Malerei (A. Tabaka, M. Haza, V. Brenzovych und A. Brenzovych) wenden sich den beliebten Landschaften zu. In vielen Arbeiten ist der Einfluss der impressionistischen Farbwiedergabe zu spüren. Immer wieder wird die Synthese von Form, Technik und Inhalt mithilfe der Kombination traditioneller, realistischer und abstrakter Mitteln erreicht (M. Haza, P. Ryaska und A. Tabaka).
Das Wichtigste ist, dass in ihrem Schaffen die Alltäglichkeit fehlt. Die fantastischen Illusionen, die Vermischung der Themen, Gestalten, Ideen und Konzeptionen prägen die künstlerischen Ausdrucksformen der transkarpatischen Künstler-Jugend. Sie schaffen, den ihnen eigenen Uzhgoroder Kammerton nutzend, mit dem Anspruch auf die globale Erfassung des Seins. Das Schaffen der Jugendlichen ist ein einheitlicher, unaufhaltsamer Vorgang, der kein Bewegungsschema auf der Landkarte der Künste aufweist.
Oksana Havrosh,
Kunstwissenschaftlerin